Laurent Gerbaud gilt als junger Wilder unter Belgiens Chocolatiers. Seine Spezialität: Zuckerfreie, handgefertigte Pralinen aus hochwertigen Kakaobohnenmischungen. Ich lernte Gerbaud in Brüssel kennen und ging mit ihm auf Schokoladenreise.
Auf einer Pressereise durch die wunderschöne Stadt Brüssel besichtigte ich nicht nur alte Jugenstilhäuser von innen und außen, sondern stöberte auch durch verschiedene Läden. Dabei schaute ich auch beim angesagten Chocolatier Laurent Gerbaud herein, der sich ziemlich spontan Zeit nahm und mir sein Geschäft zeigte. Er gilt als Meister seines Faches und als neue treibende Kraft unter Belgiens Chocolatiers: Er verwendet nur ausgewählte, edle Kakaobohnenmischungen ohne Zucker, um daraus seine Kreationen zu zaubern. Dabei hat er sich vor allem auf mit Schokolade ummantelte, kandierte Früchte spezialisiert.Video: Laurent Gerbaud in seiner Boutique
Wie viele Chocolaterien ist auch Gerbauds Geschäft wie eine Boutique gestaltet. Während es bei einigen Brüsseler Konditoren und Chocolaterien aber teilweise wie beim Juwelier zugeht, legt er seine hübsch abgepackten Kreationen in Regalen und auf einem großen, mittig platzierten Holztisch aus. Frische Pralinen füllt er an der Theke ab und bietet auch Verköstigungen in der integrierten Teelounge an. Sein Geschäft sieht trotz der modernen Einrichtung unkonventionell aus, so wie er selbst auch. Mit seiner wahnsinns Lockenpracht wirkt Gerbaud nicht nur optisch wie ein großes Kind. Sein jungenhafter Charme macht ihn besonders sympathisch. Allerdings wäre er chaotisch: „Meine Küche könnte aufgeräumter sein, dann würde ich schneller etwas finden“, stellte er fest.
„Meine Küche könnte aufgeräumter sein, dann würde ich schneller etwas finden“ – Laurent Gerbaud
Während er mir in der Tat eine saubere aber etwas unordentliche Küche, die Schokolade und Formen zeigte, verputzte er eine Praline nach der anderen. Selbst schmeckt es ihm also auch. Die Basis seiner Schokoladen sind feinste Kuvertüren aus dem italienischen Hause Domori – für Gerbauds Schokoladen werden die intensiven, aromatischen Trinitario-Kakaobohnen aus Madagaskar und die Nacional-Bohnen aus Equador verwendet. Gerbaud kombiniert die Schokolade dann mit edlen Trockenfrüchten: Orangen aus Shanghai, Feigen aus Izmir, Aprikosen aus Barrydale oder Evoïa-Pistazien. Geschmackliche Inspirationen und das Wissen über Gewürze und Aromen für seine Grand Cru-Schokolade hat sich Gerbaud übrigens aus seinem zweijährigen Aufenthalt in China geholt – daher ist das chinesische Symbol für Schokolade auch das Markenzeichen seiner Firma.
Bei hochsommerlichen Temperaturen ging es dann auf Schokoladenreise – an die 15 kleinen Köstlichkeiten breitete er vor mir aus – die Praline, mit der alles in China anfing, sein Lieblingsstück und die, die er noch verbessern will. Ich war begeistert von der puren, zuckerfreien Schokolade in verschiedenen Bitterstufen sowie dem Marzipan- und Pistazienkonfekt, wovon ich mir auch etwas für zu Hause mitgenommen habe. Kandierte Früchte mochte ich persönlich noch nie, daher ist die Spezialität des Hauses leider nicht mein Geschmack.
Das waren zwei tolle Stunden bei Laurent – er ist mit Leidenschaft Chocolatier und nimmt sich mit seiner chaotischen Art dabei selbst nicht zu ernst. Seine Schokolade ist auch in ausgesuchten Geschäften in Deutschland erhältlich. Wer allerdings mal in Brüssel ist, sollte Gerbaud einmal live erleben.
Adresse:
Rue Ravenstein 2d
1000 Bruxelles
www.chocolatsgerbaud.beFotos: Tanja Seiffert + Laurent Gerbaud
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